hygienische Herstellungspraxis im Kosmetiklabor

Hygienische Herstellung ist eine der größten Herausforderungen in der Lebensmittel-, Pharma-, und Kosmetikindustrie. Schaut euch die Nachrichten und die Rückrufaktionen an: Wieviele namhafte Hersteller rufen Ihre Produkte wegen einer Kontamination zurück aus dem Markt?

Es passiert viel schneller als man sich vorstellen kann. In einer Handumdrehung sind die Übeltäter im Produkt und vermehren sich rasend. Es beschädigt das Produkt (Geruch, Konsistenz, Stabilität, Farbe, Wirkung), bringt euch (als Hersteller) und den Anwender in Gefahr einer Infektion und ruiniert euren Ruf. 

Bevor ihr mit dem Selbstrühren anfangt, macht euch bitte genaue Gedanken und Pläne über hygienische Herstellungspraxis (hygienic manufacturing practice).

Hier eine einfache und primitive Anleitung für den Start: 

1- Arbeitsfläche desinfizieren (Für einen ausführliche Beitrag über Desinfektion und Sterilisation bitte hier klicken-der Beitrag ist 4 teilig).

Es sind fertige Desinfektionsmittel auf dem Markt welche vom Robert Koch Institut zugelassen sind. In bestimmten Bereichen (Artzpraxen, Podologiepraxen, etc.) dürfen nur die zugelassenen Desinfektionsmittel angewendet werden. Für euer kleines Kosmetiklabor, könnt ihr selbst entscheiden ob ihr Fertigprodukte besorgt, die getestet sind oder ob ihr die Oberfläche mit einer Alkoholmischung desinfiziert. Bei der Wahl der Alkohol achtet bitte darauf:

Ethanol (Weingeist) weist antibakterielle Wirkung ab 30% nach, die Wirkung ist jedoch bei 80% am effektivsten.  
Isopropanol weist antibakterielle Wirkung ab 30% nach. Die höchste Effektivität ist bei 70% erreicht.
n-Propanol weist antibakterielle Wirkung ab 30% nach mit der höchsten Effektivität bei 60%.

2- Hände waschen und desinfizieren  (es ist besser und manchmal erforderlich, nach der Händedesinfektion noch mal Einweg Handschuhe zu tragen)

Zur Händedesinfektion könnt ihr Fertigprodukte anwenden oder die Hände mit einer alkoholhaltigen Lösung desinfizieren.

3- Arbeitsgeräte, Becher, Behälter, Spatel etc. zu desinfizieren. Ich bevorzüge und empfehle eine Desinfektion mit einer Alkoholhaltigen Lösung. Wenn ihr keine Fertigmischung kauft, könnt ihr selber eine Mischung zubereiten oder am einfachstens Wodka verwenden. Die Lösung aus der Sprühflasche anwenden, es macht die Desinfektion effektiver und sparsamer. In vielen älteren DIY-Büchern und Anleitungen werden immernoch chlorhaltige Lösungen vorschlagen. Sie sind jedoch nicht besonders umweltfreundlich und lösen Sensibilisierung und allergische Reaktionen aus.

Geräte, Behälter, etc. könnt ihr auch physikalisch desinfizieren:
Bei Anwendung trockener Hitze werden hitzebeständige Gegenstände abgeflammt. Dieses Verfahren ist hauptsächlich im Laborbereich im Einsatz. (Diese Methode ist für ein Kosmetiklabor nicht besonders üblich und praktisch, ihr könnt höchstens die Edelstahlspatel abflammen)

Zu der Anwendung feuchter Hitze (hauptsächlich im Textilbereich) gehören der Wasserdampf strahl (100 Grad für ca. 15 Min.) oder Auskochen (für Geschirr, Wäsche und Instrumente) in siedendem Wasser für min. 3 Minuten. 

Ich persönlich halte nicht viel von der Sterilisation im Dampfdrucktopf  im Gegensatz zu den anderen Selbstrührern die davon begeistert sind . Meiner Meinung nach, macht ein Sterilisationsverfahren Sinn, wenn ihr auch unter sterilen Bedingungen herstellen und Abfüllen könnt (wie. z.B. Einzelverpackungen für Arzneimittel, Spritzen etc.), was in unserem kleinen Kosmetiklabor nicht machbar ist. 

4- Alles, was nicht unbedingt notwendig ist aus dem weg räumen. 

5- Dokumentieren, dokumentieren und noch mal dokumentieren. Jeder Schritt, auch ganz einfache Routine Verfahren sollen dokumentiert werden. Falls trotz aller Maßnahmen doch eine Kontamination auftaucht, könnt ihr durch eine sorgfältige Dokumentation eine Ursache finden, weitere Kontamination vorbeugen und alle Produkte, Verpackungsmaterial und Rohstoffe die in der Zwischenzeit durch euer Kosmetiklabor ein und aus gegangen sind kontrollieren.